St. Josefs-Stift und FHWS schließen Ethik-Tage ab
Das St. Josefs-Stift hat gemeinsam mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) das Projekt „Ethik konkret“ abgeschlossen. Unter Beteiligung von Mitarbeitenden, Klient:innen und Studierenden wurden ethische Fragestellungen in der täglichen Arbeit mit Menschen mit Behinderung erforscht, diskutiert und neu gedacht. Die Ergebnisse wurden nun vorgestellt. In einem nächsten Schritt werden daraus praxisnahe und alltagstaugliche Leitlinien entstehen.
In Einrichtungen für Menschen mit Behinderung stellen sich täglich ethische Fragen, etwa wenn Mitarbeitende zwischen Schutz, Fürsorge und Selbstbestimmung ihrer Klient:innen abwägen müssen. Das St. Josefs-Stift hatte sich bereits 2020 gemeinsam mit Studierenden des Masterstudiengangs Soziale Arbeit der FHWS auf den Weg begeben, um solche Fragestellungen wissenschaftlich zu untersuchen und die pädagogischen Leitlinien auf dieser Basis zu erneuern. Nach mehreren Corona-Pausen wurden nun die Ergebnisse aus 50 Interviews mit Bewohner:innen, Mitarbeitende und Angehörige des St. Josefs-Stifts vorgestellt. Prof. Dieter Kulke, der das Projekt seitens der FHWS geleitet hat, resümiert: „Wir haben bei dieser spannenden Untersuchung alle wichtigen Personengruppen im St. Josefs-Stift erreicht, die jeweils ihre eigene Perspektive mit eingebracht haben. Die Zusammenarbeit mit dem St. Josefs-Stift war dabei stets reibungslos und fruchtbar.“ Insgesamt 66 Studierende haben in dem zweijährigen Projekt mitgewirkt, erzählt Prof. Frank Como-Zipfel, ebenfalls Begleiter des Projekts.
Die vielschichtigen Ergebnissen zeigen deutlich, dass die Bewohner:innen insgesamt sehr zufrieden seien und Selbstständigkeit für sie sehr wichtig ist, so der Student Marius Fischer, der die Perspektive der Bewohner:innen mit erarbeitet hat: „Die meisten haben einen großen Wunsch nach Normalität – ob Zuhause, bei der Arbeit oder in der Beziehung.“ Auch für Mitarbeitende hat die Selbstbestimmung ihrer Klient:innen höchsten Stellenwert. Die Umsetzung im Alltag sei aber nicht immer einfach, erzählt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna-Lisa Klages: „Den pädagogischen Mitarbeitenden ist sehr bewusst, dass sie viel Macht haben – mehr als ihnen eigentlich lieb ist. Sie müssen jeden Tag viele Entscheidungen für und mit Bewohner:innen treffen. Auch durch äußere Strukturen wie Zeitdruck bleibt der eigene Anspruch dabei aber manchmal auf der Strecke.“
Das St. Josefs-Stift will Mitarbeitende und Klient:innen in solchen Momenten unterstützen, so Nike Klüber, die das Projekt seitens des St. Josefs-Stifts mitbegleitet hat: „Wir sind den Studierenden dankbar für ihre großartige Arbeit. Auf dieser Basis können wir nun in einem zweiten Schritt pädagogisches Leitbild, Leitsätze und pädagogische Konzepte erneuern. Nicht zum an die Wand hängen, sondern so konkret, verständlich und alltagsnah, dass sie auch wirklich eine Stütze sind.“ Die Studentin Laila Baron gibt in ihrer Abschlussarbeit über den gesamten Ethik-Prozess im St. Josefs-Stift dafür bereits wertvolle Empfehlungen.